„Es geht vor allem um Operational-Excellence und Anwendungsvielfalt“
Die neue Flachbettdrucker-Serie Arizona 2300 von Canon verspricht nicht nur eine höhere Produktivität, sondern auch eine höhere Anwendungsvielfalt. Herzstück der sechs neuen Modelle ist die Flow-Technologie. Sign&Print hat bei Wouter Derichs, Sales & Marketing Director Large Format Graphics bei Canon EMEA, einmal genau nachgefragt.
S&P: Herr Derichs, die neue Arizona 2300 ist das erste Arizona-Model ohne die Marke „Océ“ in der Modellbezeichnung. Wie fühlt sich das für Sie als ehemaligen Océ-ler an?
Wouter Derichs: Ich bin glücklich darüber. Erstens zeigt es, dass sich Canon als Marke ganz unseren Production-Printing-Produkten verpflichtet. Es passt aber auch deswegen so gut, weil jedes Endprodukt im Large-Format-Markt seinen Anfang mit einem Bild nimmt. Und Canon ist schließlich ein Imaging-Unternehmen. Auch unsere Produkte sind Teil der visuellen Kommunikation.
S&P: Was waren die Hintergründe für die Entwicklung der Arizona 2300?
Wouter Derichs: Unsere Analysen im Large-Format-Graphics-Markt und besonders im Bereich Flachbettdruck haben gezeigt, dass unsere Kunden einfach zu viel Zeit auf das Medienhandling verwenden, das Maskieren und Tapen. Darum haben wir die Flow-Technologie entwickelt, denn sie eliminiert genau das: das Maskieren und Festkleben des Bedruckstoffs auf den Vakuumtisch. Zusammen mit unserer End-to-End-Softwarelösung Arizona Xpert helfen wir unseren Kunden dabei, ihre Produktivität zu steigern.
Prinzipiell sehen wir zwei wichtige Trends: Das eine nennen wir „Operational-Excellence“; die stete Forderung danach, die Dinge cleverer und produktiver in einer immer kürzeren Zeit zu erledigen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Menschen immer ungeduldiger werden, Stichwort „Same-Day-Delivery“. Unsere Kunden müssen also extrem flexibel sein.
Der zweite wichtige Trend ist die zunehmende Anwendungsvielfalt. Unsere Kunden stellen immer häufiger fest, dass sie mit hochwertigen Produkten mit „added-Value“ punkten können. Das heißt für uns als Hersteller, dass wir den gesamten Prozess von der Kreation bis zum verarbeiteten Produkt, inklusive des automatischen Schneidens, reibungslos und effizient abbilden müssen.
S&P: Kommen wir auf die Flow-Technologie der neuen Maschinenreihe zurück. Ein echtes Flachbett und Anlagepins gab es schon in der Vorgängerserie Arizona 2200 – was ist nun anders? Wie funktioniert Arizona-Flow?
Wouter Derichs: Lassen Sie es mich so erklären, ohne dass es zu technisch wird. Bei einem klassischen Tisch hält das Vakuum das Medium fest. Damit das richtig funktioniert, muss man die gesamte Fläche bedecken – ähnlich wie beim Staubsauger Zuhause. Das bedeutet, dass alle Vakuumdüsen, bedeckt werden müssen, auch die außerhalb des Druckmaterials. Deswegen mussten die Anwender immer so viel Maskieren, was nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Klebefolie kostete.
Arizona-Flow ist quasi eine umgekehrte Technologie: Wir haben einen kontinuierlichen Luftstrom, der so intelligent aufgebaut ist, dass er erkennt, wo der Bedruckstoff liegt und ihn festhält, auch wenn die nicht benötigten Vakuumdüsen nicht abgedeckt sind. Dabei hält der Luftstrom auch schwere Materialien wie Holz oder Glas fest am Tisch. Das Maskieren ist nicht mehr notwendig, was Zeit und letztlich auch Geld spart.
S&P: An welche Kunden richtet sich Canon mit den neuen Flachbettdruckern?
Wouter Derichs: Zur Zielgruppe gehören Unternehmen, die bereits ein mittleres Produktionsvolumen haben, also zwischen 1.000 und 30.000 m2 im Jahr produzieren. Aber auch Anwender, die eine große Vielzahl ganz unterschiedlicher Produkte herstellen. Und letztlich natürlich die Unternehmen, die schlicht ihre Produktionsprozesse verbessern wollen.
S&P: Können Anwender der Vorgängerserie Arizona 2200 denn auf die Funktionalitäten der Arizona 2300 aufrüsten?
Wouter Derichs: Leider ist das Design des Vakuumtisches so anders, dass das nicht geht. Es ist eine ganz neue Plattform.
S&P: 2018 hatte Canon eine Kooperation mit Rolan Robotics bekanntgegeben, um die Produktion beim Anwender zu automatisieren. Wird der Roboterarm auch für die neuen Flachbettdrucker angeboten?
Wouter Derichs: Absolut. Das ist vor allem im Flachbett-Bereich wichtig, weil die Maschinen und Medien immer größer bzw. schwerer werden. Es geht am Ende immer um Produktivität. Mit der Arizona 6100, für die wir den Roboterarm zuerst angeboten hatten, gibt es bereits einige Installationen, ebenso wie für die Arizona 2200. Auch für die Arizona 2300 bieten wir den Roboterarm an.
S&P: Wenn wir über den LFP-Markt im Allgemeinen sprechen: Welche Produkte sind derzeit besonders gefragt?
Wouter Derichs: Der Bereich POS, also Point-of-Sale-Produkte, sind noch immer ein riesiger Markt. Dieser hat aufgrund der aktuellen Situation z.B. davon profitiert, dass die Leute nicht mehr ins Restaurant gegangen sind und mehr selbst gekocht haben. Die Marken mussten im Supermarkt stärker konkurrieren, POS-Produkte wurden häufiger ausgetauscht.
Das bringt mich zugleich zu einem zweiten wichtigen Markt: dem Interior-Decor. Der Bedarf an Wandverkleidungen und Co. ist durch die Covid-19-Situation gestiegen. Hier haben einige unserer Kunden davon profitiert, dass die Menschen im Lockdown ihre Wohnungen neu gestaltet haben. Und sie profitieren heute davon, dass beispielsweise Läden durch immer wechselnde Gestaltungen ihren Kunden ein neues Einkaufserlebnis bieten wollen. Hier müssen die Produkte zudem leicht zu wechseln sein, weil sich keiner extra einen Ladenbauer ins Geschäft holen will.
Der dritte Wachstumsbereich sind Displays & Packaging. Verpackungen sind ja an sich ein wachsender Markt. Das wird vor allem durch den Kampf der Marken um die Aufmerksamkeit der Kunden angetrieben. Hier verzeichnen unsere Kunden einen größeren Bedarf, auch was unterschiedliche Medien und Qualitäten betrifft. Außerdem können die Markeninhaber mit Hilfe des Large Format Printings nun mehr Kampagnen pro Jahr fahren und auf saisonale Trends reagieren.
S&P: Vielen Dank für das Gespräch.
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