Canons Engagement im Labelmarkt nimmt Fahrt auf
Im Produktionsdruck gehört Canon – ebenso wie im Großformatdruck – schon lange zu den wichtigsten Playern im Markt. Mit der Vorstellung der Canon LabelStream 4000 im Juni 2018 hat das Unternehmen auch den Einstieg in den Etiketten- und Verpackungsmarkt gewagt. Die weltweit erste Installation des Systems erfolgte im November bei Oschatz Visuelle Medien in Niedernhausen bei Frankfurt. Höchste Zeit, um bei Crit Driessen, VP und Head of Digital Packaging bei Canon Produktion Printing, und Roland Stasiczek, Product Line Management Digital Label Printing, nachzufragen, was sich in der Zeit dazwischen alles getan hat.
Sign&Print: Die Canon LabelStream 4000 wurde im Sommer 2018 vorgestellt – warum hat es dennoch mehr als zwei Jahre bis zur ersten Installation gebraucht?
Crit Driessen: Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist es ein Markt, auf dem es schon eine Reihe etablierter Anbieter mit einem großen Netzwerk gibt. Als das „new kid on the block“ mussten wir uns erst einmal unseren Vertriebs- und Supportkanal in diesem Marktsegment aufbauen, was Zeit kostete. Zum anderen hat es länger gedauert, die Technologie fertigzustellen, als wir 2018 noch dachten. Aber wir wollten diesen Markt mit einem Produkt betreten, das in Sachen Druckqualität, Zuverlässigkeit und Uptime unseren Standards entspricht und die Kundenerwartungen erfüllt. Das war uns wichtiger, als zu früh aktiv zu werden.
Roland Stasiczek: Außerdem haben wir nach dem Launch und bei den ersten Gesprächen viel Feedback erhalten, durch das wir gesehen haben, wo wir uns mit der Maschine noch verbessern müssen – und das haben wir getan.
S&P: Was hat sich seit der ersten Vorstellung in der Maschine alles geändert?
Crit Driessen: Wir haben zum Beispiel die Auflösung und die Geschwindigkeit erhöht. Wir drucken nun im Qualitätsmodus mit 1080 dpi bei 50 m/min und im Produktivitätsmodus mit 720 dpi bei 75 m/min. Selbst bei der hohen Geschwindigkeit liefert die LabelStream eine Druckqualität, die für die meisten Anwendungen absolut ausreichend ist.
Ein anderes Feedback betraf den Farbraum. Zusätzlich zu CMYK plus Weiß haben wir nun optional Orange dazugenommen. Damit bieten wir einen der größten Farbräume in der Industrie, was inzwischen auch von der Fogra, Forschungsinstitut für Medientechnologie, bestätigt wurde. Wir erfüllen mit unseren fünf Farben sogar den neuen Fogra PSD Print Check der auf dem Fogra-55-Standard basiert. Der Umfang des Farbraums der LabelStream ist vergleichbar mit vielen heute auf dem Markt erhältlichen digitalen 7-Farben-Etikettendruckmaschinen.
S&P: Aber auch bei der weißen Tinte soll sich etwas getan haben…
Crit Driessen: Ja, wir haben an der Opazität unseres Weiß gearbeitet und die Tinte neu formuliert. Bei einer Geschwindigkeit von 36 m/min erreichen wir in einem Durchgang eine Opazität von mehr als 80 Prozent. Aber auch bei der Standardgeschwindigkeit von 50 m/min liegen wir bei über 75 Prozent, was für die meisten Applikationen mehr als ausreichend ist. Und bei 75 m/min erreichen wir noch gute 69 Prozent.
Roland Stasiczek: Der große Vorteil ist, dass die Tinte dabei immer dieselbe ist und der Kunde die Opazität steuern kann, ohne umrüsten zu müssen. Das gibt ihm eine große Flexibilität.
Neben diesen offensichtlichen Dingen hat sich übrigens auch ‚unter der Haube‘ viel verändert. Wir haben die Stabilität der Maschine erhöht, die Integration der analogen Module verbessert, sodass die Rüstzeiten kürzer sind und wir schneller ins Register kommen, wenn hybrid produziert wird. Das sind alles kleinere Maßnahmen, die aber in der Summe durchaus die Produktivität erhöhen.
S&P: Nun hat mit Oschatz Visuelle Medien das weltweit erste Unternehmen in eine LabelStream 4000 von Canon investiert (Signundprint.de berichtete). Was waren aus Ihrer Sicht die ausschlaggebenden Punkte für die Entscheidung?
Crit Driessen: Ich glaube, da gibt es zwei Aspekte. Einer davon ist die Beziehung zu Canon. Oschatz hat verschiedene Drucksysteme im Einsatz, sowohl von uns wie auch von anderen Herstellern. In den letzten Jahren hat das Unternehmen in vier Colorado-Systeme investiert, die 1640 wie auch die 1650. Die Erfahrung mit unserem Service, unserer Dienstleistung und Philosophie hat daher sicher eine Rolle gespielt. Der zweite Aspekt dreht sich um die Technologie an sich. Ich glaube, dass die Flexibilität sehr wichtig war. Wir haben nicht nur ausführliche Tests auf Standard-Etikettenmaterialien gemacht, sondern auch auf Karton.
Roland Stasiczek: Oschatz ist eine sehr innovative Firma. Wir sind begeistert, was die beiden Brüder da auf die Beine gestellt haben. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass man sich auch aus etablierten Märkten in neue Märkte weiterentwickeln und konkurrenzfähig bleiben kann, indem man seinen Kunden ein größeres Portfolio anbietet. Deswegen sind die Applikationen, die bei Oschatz laufen, eben nicht nur auf den Etikettenmarkt beschränkt. Es sind auch POS-Aufkleber, kleinere Banner oder Display-Aufsteller, beispielsweise für den Thekenbereich dabei. Das ist ein schöner Mix.
S&P: Die Installation bei Oschatz ist für Canon nur ein Anfang. Was können wir in den nächsten Monaten erwarten?
Crit Driessen: Natürlich ist es unser Ziel, dass wir es relativ schnell unter die ersten drei, vier Anbieter schaffen, was die verkauften Stückzahlen angeht. Nächstes Jahr werden wir in Europa vielleicht noch einstellig sein, aber wir gehen davon aus, dass die Installationen 2022 zweistellig sein werden. Mit der Zeit bekommt man auch in diesem Markt einen Namen und wir glauben, dass wir gerade anspruchsvolle Unternehmen mit hohen Anforderungen mit unserer Technik, unserer Service-Infrastruktur und Logistik überzeugen können.
Roland Stasiczek: Unsere Sales-Pipeline ist recht vielversprechend. Wir beenden das Jahr sehr optimistisch und hoffen, dass wir im ersten Quartal auch weitere Installationen vermelden können – natürlich sofern die Kunden zustimmen.
S&P: Welche Trends sehen Sie im Etikettenmarkt ganz generell?
Roland Stasiczek: Generell wird die Nachfrage nach Digitaldrucktechnologien durch immer kleinere Auflagen getrieben. Man muss schneller liefern, es wird mehr personalisiert oder versioniert. Diese Trends sind über alle Druckmärkte hinweg dieselben. Im Bereich Etiketten ist der Digitaldruck bereits gut etabliert, damit wächst aber auch die Nachfrage nach noch produktiveren Systemen. Ich denke, das ist auch der Grund, warum gerade Inkjetsysteme in diesem Markt stärker wachsen als andere Technologien. Sie liefern die Produktivität bei zugleich niedrigen Kosten und erfüllen somit nicht nur die Anforderungen bei Kleinauflagen, sondern sind auch bei mittleren bis hohen Auflagen wirtschaftlich. Und wenn es um Produktivität geht, kommt es nicht nur auf die reine Geschwindigkeit des Systems an, sondern auch auf Faktoren wie Uptime oder Lieferfähigkeit. Die Systeme müssen einfach zuverlässig funktionieren. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir in diesem Segment erfolgreich sein werden.
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