Bei „mockupz“ entstehen Verpackungs-Prototypen mit viel Liebe zum Detail
Verpackungen sollen ihren Inhalt nicht nur schützen, sondern auch die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich ziehen. Bevor ein Produkt in den Handel kommt, sind daher vor allem Kreative gefragt – und Menschen wie Ron Süßmann, der mit dem Digitaldruck, jeder Menge Fingerspitzengefühl und viel Liebe zum Detail Verpackungs-Prototypen – so genannte Mockups – herstellt. Dabei reicht das Leistungsspektrum seines Unternehmens, das passenderweise „mockupz“ heißt, von Etiketten über Faltschachteln, flexible Verpackungen und Shrink Sleeves bis hin zum Blechdruck und der 3D-Simulation (CGI Rendering).
Für gewöhnlich werden Verpackungen industriell produziert – ob im Offset- oder Flexodruck, mit aufwendiger Veredelung oder ohne. Die Anlagen sind riesig, ebenso die Produktionsvolumen. Bei „mockupz – pack prototype & print“ im hessischen Seligenstadt aber ist alles eine Nummer kleiner.
Die Losgröße liegt, wie Firmengründer Ron Süßmann erklärt, für gewöhnlich zwischen eins und zehn und ist damit weit von der industriellen Produktion entfernt. Denn Mockups werden benötigt, noch bevor große Markenartikler und ihre Agenturen final über ein Verpackungsdesign entscheiden. Sie sollen den Entwurf farblich und haptisch möglichst exakt so abbilden, wie es in der späteren Massenfertigung zu erwarten ist – oder/und eine Auswahl unterschiedlicher Varianten aufzeigen.
Kreatives Design zum Leben erwecken
Um die Designs der Kreativen zum Leben zu erwecken, setzt Ron Süßmann vor allem auf digitale Drucksysteme. „Der eigentliche Druck erfolgt auf einem Solvent-Drucker mit einem speziellen Tintenset, um möglichst große Farbräume abbilden zu können, Stichwort Haus- und Spotfarbensimulation“, erklärt der Fachmann. „Gerade bei Jobs aus dem Flexodruckbereich, wo viel, manchmal sogar ausschließlich mit Sonderfarben gearbeitet wird, ist das wichtig.“
Ron Süßmann setzt hier auf den Drucker/Schneideplotter VersaCamm VS-300i von Roland DG. Der Solventdrucker unterstützt Materialbreiten von 210 bis 762 mm und ist mit sechs Farben ausgestattet, CMYK plus Weiß plus Metallic. Anstelle der Lightfarben können auch andere Tinten wie Grün oder Orange eingesetzt werden, um den Farbraum zu erweitern. Gedruckt wird idealerweise auf Originalmaterial, meist aber auf einer hauchdünnen speziellen Transferfolie, die anschließend auf Papier, Karton oder sogar auf Blech transferiert wird.
Hohe Ansprüche ans Farbmanagement
Für das Farbmanagement kommen die Software „Flex Pack“ sowie das Reporttool „Certified Web“ von CGS ORIS zum Einsatz. Die Softwares kennt Ron Süßmann bis ins Detail, denn bevor er sich 2018 mit „mockupz“ selbstständig gemacht hat, war der gelernte Lithograf neun Jahre lang beim Farbmanagement-Spezialisten CGS ORIS als Produktmanager beschäftigt. Kein Wunder also, dass er auch für seine Mockups noch mit dem Hersteller kooperiert, um seinen Kunden Produkte anzubieten, die definierte Standards einhalten.
„Wenn ich für Druckereien arbeite, die Profile der Produktionsmaschinen erhalte und dann auf dem Digitaldrucker simuliere, brauche ich die richtigen Tools und Messgeräte. Neben der Software ist beispielsweise auch ein Spektralfotometer wichtig, um alles korrekt einzurichten und Prüfberichte zu erstellen“, erklärt Süßmann. So kann der Kunde sicher sein, ein Mockup zu erhalten, das ausgemessen und zertifiziert ist. Und auch die Verpackungsdruckerei, die später die Massenproduktion übernimmt, hat es dadurch einfacher.
Wo klassische Proofs bisher an ihre Grenzen kamen, zum Beispiel bei Verpackungen auf Silberkarton, können zertifizierte Mockups wie die von Ron Süßmann den Abstimmungsaufwand an der eigentlichen Produktionsmaschine deutlich reduzieren, nicht zuletzt, weil sie im Idealfall direkt auf dem Originalmaterial entstehen.
„Das heißt, der Weißpunkt stimmt schon mal, ohne dass ich ihn simulieren muss. Außerdem transportiert das Mockup so auch die richtige Haptik. Man ist einfach näher dran am Endprodukt, als wenn man etwa ein 250 Gramm semimattes Proofpapier mit einem typischen ISO-Coated-Weißpunkt nimmt, obwohl am Ende auf einem hochweißen 400-Gramm-Karton gedruckt wird.“
Veredelungen in Handarbeit
Apropos Endprodukt. Dafür ist in der Regel mehr notwendig als nur der Druck des Motivs. Gerade bei Verpackungen spielen die verschiedenen Veredelungsmöglichkeiten eine große Rolle, egal ob Kalt- oder Heißfolie, Lackierungen oder Prägungen. All das simuliert der Fachmann mit verschiedensten Werkzeugen, einem LEC-330S-F200, ebenfalls von Roland DG, jeder Menge kleiner Tricks und Kniffe und viel Handarbeit.
So wird bei Kaltfolien-Applikationen beispielsweise der Lack nicht komplett durchgehärtet, damit die Folie, die mit einem ruhigen Händchen auflaminiert wird, nach dem Aushärten und Abziehen auch an den richtigen Stellen haftet. Dabei sind dank der hohen Auflösung des UV-Druckers besonders glatte Oberflächen und sehr filigrane Strukturen möglich, egal ob in Gold, Silber, mit irisierender oder einer anderen Folie. Entsprechend groß ist inzwischen übrigens das Folienlager bei „mockupz“ in Seligenstadt. „Aber das ist vor allem für Kreative spannend, die so sehen können, wie verschiedene Varianten ihrer Entwürfe ‚in echt‘ wirken.“
Für die weitere Verarbeitung der Materialien kommen – neben einer Vielzahl kleinerer Geräte – unter anderem ein Flachbett-Cutter zum Schneiden und Rillen und ein Balkenschweißgerät zum Einsatz, das sich mit unterschiedlichen Werkzeugen ausstatten lässt. Vor allem letzteres sei für die Produktion von Standbodenbeuteln, den so genannten Pouches, wichtig. „Die werden zum Teil glatt geschweißt, manchmal mit Siegel-Effekt oder sogar mit einem Zipper“, erklärt Süßmann, der alle Varianten herstellen kann. Doch die Technik allein ist das eine.
Materialkunde
Gerade bei Verpackungs-Prototypen kommt es auf das Know-how über die Wechselwirkungen der Materialien, Tinten und Lacke und ihrem Verhalten in der Verarbeitung an. Farben dürfen sich beispielsweise unter Wärme nicht verändern, Folien sich nicht lösen, nichts sich ungewollt verziehen.
„Es gibt viele Stellen, an denen Probleme auftauchen können“, sagt Süßmann. „Manchmal komme ich mir vor wie ein Chirurg, der eine ganz ruhige Hand braucht und viel Gefühl für das Material und die Farben. Aber all das macht auch den Reiz für mich aus: Ich kann alles miteinander kombinieren und habe die Geduld bis am Ende wirklich ein Muster rauskommt, das 1A aussieht. Ich bin kein Theoretiker, ich habe das handwerkliche Arbeiten aus meiner Zeit als Lithograf echt vermisst. Mit der Prototypen-Herstellung kommt jetzt alles zusammen, sowohl das Handwerk wie auch das Know-how aus meiner Zeit bei CGS.“
Heute fertigt Ron Süßmann nicht nur originalgetreue Etiketten und Faltschachteln, sondern auch flexible Verpackungen, Standbodenbeutel, Shrink Sleeves und Prototypen für Verpackungen aus Blech, wie beispielsweise Dosen. Und wem das nicht ausreicht, für den bietet der Fachmann auch die reine 3D-Visualisierung an. In den beiden Bildergalerien sind übrigens einige Beispiele genauer beschrieben.
Flexible Verpackungen und Nachhaltigkeit als Trend
Bevor Corona auch für Ron Süßmann und sein relativ junges Unternehmen die Welt auf den Kopf gestellt hat, hat er vor allem Prototypen von Standbodenbeuteln angefertigt, was den allgemeinen Trend hin zu flexiblen Materialien bestätigt. In Zukunft, so schätzt er, könnte aber auch die Bio- und Nachhaltigkeitsthematik an Bedeutung gewinnen. „Ich denke, da werden viele Verpackungen geändert und auf andere Materialien umgestellt werden – und auch hierfür werden Mockups benötigt. Ich denke, da wird einiges kommen“, ist er sich sicher.
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