Textildruckerei Tobex: Zum Jubiläum gibt es den Fespa Award in Gold on top
Digitaldruck und Textilien waren schon immer Synonyme für Tobex, denn das Unternehmen mit Sitz im schwedischen Borås bedruckt schon seit 20 Jahren nahezu alle textilen Materialien. Inhaber Torbjörn Johansson setzt sich für Klein-Serien und ein Ende der Überproduktion ein – und hofft, dass die Corona-Pandemie ein Denkanstoß für Kunden ist, mehr auf lokale Dienstleister zu setzen.
Vor 20 Jahren haben Torbjörn Johansson und Eva Théen-Johansson ihr Know-how in Sachen Textilproduktion zusammengebracht und Tobex Digitaldruck gegründet. Eva ist Schneiderin und Design-Absolventin und schon seit 1975 in der Bekleidungsindustrie tätig. Torbjörn ist Chemieingenieur mit einer Spezialausbildung in Textilchemie. Er verfügt über knapp 50 Jahre Erfahrung in der Druckindustrie – in seiner beruflichen Laufbahn war er unter anderem Druckereileiter bei den schwedischen Unternehmen Almedahl-Kinna und Rydboholms Textil.
Im Laufe der Jahre wurde Johansson bewusst, in welche Richtung sich das Digitale entwickelte. Er arbeitete viel im traditionellen Textildruck, dann zogen Computer ein. Anstatt ein Muster zu fotografieren oder zu zeichnen, um Siebe herzustellen, wurden sie digital erstellt.
„Ich fand es seltsam, das Zeug digital zu erstellen und dann zurück zu gehen und analog weiterzuarbeiten. Wenn Sie eine Skizze eines Designers haben, wissen Sie mit hundertprozentiger Sicherheit eigentlich nur, dass der Druck nicht so aussehen wird. Wie nahe Sie dem Entwurf dann kommen, hängt von allen dazwischen ab. Je mehr Prozessschritte es gibt, desto größer ist das Risiko, dass Sie sich mehr vom Original entfernen.“
Einstieg in den digitalen Textildruck
In den späten 1990er-Jahren entwickelte Mimaki die TX-1-Maschine, die mit Piezo-Druckköpfen und Pigmenttinten arbeiten konnte. Das war der Start für den Digitalruck bei Tobex. Torbjörn bezog die Pigmentfarben bei einem Schweizer Lieferanten.
„Wir gehörten im Jahr 2000 zu den ersten Unternehmen in Europa. Ich dachte mir, sollte ich jemals ein Risiko eingehen, werde ich es jetzt tun. Es gab plötzlich die Möglichkeit, so zu arbeiten, wie ich es immer vorgestellt hatte“, erinnert sich der Fachmann. „Die Maschine lief mit etwa einem laufenden Meter pro Stunde. Aber es gab einen Markt dafür. Zwei Jahre später hatten wir schon drei Maschinen.“
Drei Technologien im Einsatz
Als die Digitaldruckmaschinen für Textilien Fahrt aufgenommen hatten, ging die Entwicklung sehr schnell, erklärt Torbjörn Johansson. So steigerten Sie sich von einem Laufmeter pro Stunde auf zehn bis 15 Laufmeter. Heute gibt es sogar digitale Systeme, die es ernsthaft mit dem herkömmlichen Rotationsdruck aufnehmen können. Sie zählen die laufenden Meter nicht mehr pro Stunde, sondern pro Minute.
„Interessant ist, wenn man auf Messen herumläuft und sich anhört, wonach die Leute verlangen. Die erste Frage ist fast immer, wie schnell die Maschine läuft. Ich hatte immer eine völlig andere Philosophie, nämlich dass wir die Technologie grundsätzlich dazu einsetzen sollten, um das zu produzieren, was auch verkauft wird, und nicht, um für das Lager zu produzieren.“
Tobex arbeitet mit drei verschiedenen Technologien: mit Pigment-, Dispersions- (Direkt- und Sublimation) und reaktiven Tinten. Das Unternehmen ist auf Textilien spezialisiert und bedruckt alles von Baumwolle bis Polyester mit Oekotex-zertifizierten Farben auf Wasserbasis.
„Wir können praktisch alle Arten von textilen Materialien digital bedrucken und Klein-Serien erstellen“, so Johansson.
Wie bewerten Kunden den Digitaldruck im Vergleich zum herkömmlichen Druck? „Viele Kunden, die mit dem Siebdruck gearbeitet haben, und größere Textilunternehmen sind noch immer sehr traditionell. Sie wollen noch immer vergleichen, was ich für völlig falsch halte. Entweder Sie wählen das eine Verfahren oder das andere. Es gibt großartige Dinge, die man mit Vorlagen umsetzen kann, die nicht digital erstellt wurden, und umgekehrt.“
Alles aus Textilien
Gleich nach dem ersten Schritt durch die Tür, wird bei Tobex anhand zahlreicher Beispiele gezeigt, was das Unternehmen alles produzieren kann. Es gibt Musterkissen, viele Seidenschals, Vorhänge und Banner aus Polyestersamt. Tobex druckt außerdem Mode- und Bühnenkleidung und manchmal sogar Kostüme für Ballett- und Theateraufführungen. Zu den treuesten Kunden von Tobex gehören Designer mit kleinen bis mittelgroßen Unternehmen.
„Wir leben von unserem Know-how und unserer enormen Geschwindigkeit von der Bestellung bis zur fertigen Lieferung. Normalerweise benötigen nicht mehr als drei bis fünf Tage Zeit. Wenn viel genäht werden muss, sollte man jedoch einen Tag hinzurechnen“, erklärt der Geschäftsführer.
Die Digitaldruckerei Tobex beschäftigt sechs Mitarbeiter und erzielt in der Regel einen Jahresumsatz von umgerechnet knapp 630.000 Euro. In diesem Jahr erwartet das Unternehmen aufgrund der Corona-Pandemie jedoch niedrigere Zahlen.
Ein Plädoyer für lokale Dienstleister
Wie Torbjörn Johansson erklärt, steht der Preis auch im Textildruck seit Jahren unter Druck. Mit dem Digitaldruck auf Textilien ist Tobex längst nicht mehr allein. Die entsprechenden Maschinen gibt es überall. Die meisten aber, die auf Textilien drucken, beschränken sich auf Polyester und bedrucken vor allem Flaggen, Werbebanner und Banner. Doch Johansson sieht auch einen Lichtstreif am Horizont und hofft, dass sich nach Corona wieder bessere Marktchancen auftun werden. Vor allem im Hinblick darauf, dass die Menschen ihre Aufträge wieder mehr an lokale Firmen vergeben.
„Der Vorteil ist auf der einen Seite, dass die Kommunikation einfacher und die Lieferung schnell geht. Zum anderen können kleinere Mengen bestellt werden“, so Torbjörn Johansson. Es ist ihm bewusst, dass sich viele Kunden an den höheren Preisen stören, die die Produktion im eigenen Land mit sich bringt. Aber das ist laut Torbjörn nicht das ganze Bild. Viele Kunden bestellten oft in riesigen Mengen, um einen besseren Einzelpreis zu erhalten. Das Ergebnis seien dann jedoch oft lange Transportwege, eine Überproduktion und damit verbunden letztlich ein Umweltproblem, wenn nicht benötigte Textilien auf lange Sicht einfach weggeworfen oder verbrannt werden.
Bedarfsgerechte Produktion
„Wenn 80 Prozent von dem, was Sie bestellt haben, übrig bleiben und Sie nicht verkauft bekommen, dann ist das letztlich auch kein günstiger Einzelpreis. Bei uns können Sie genau das bestellen, was Sie wirklich benötigen. Wir haben Kunden, für die versenden wir manchmal auch direkt an den Endkunden.“
Der Geschäftsführer nennt ein Beispiel: „Ein Kunde bestellt 500 oder 1000 Kissen. Bei uns könnte er nur drei Stück bestellen. Es geht nicht darum, dass diese drei Kissen einzeln gesehen vielleicht teuer sind, aber wenn Sie Ihre 500 Kissen nicht verkaufen, kommt es Sie noch teurer zu stehen.“
Laut Torbjörn Johansson ist es schwierig, bei Großserien mit dem Digitaldruck rentabel zu sein. Bei großen Druckvolumen ist der klassische Druck einfach günstiger. Aber zusätzlich zu dem, dass der Kunde sicherstellen muss, auch alles zu verkaufen, was produziert wurde, sind die Startkosten in den traditionellen Verfahren hoch. Durch den Wegfall von Drucksieben und Co. entfallen diese Kosten beim Digitaldruck.
Ein lebendiges Material
Wer auf Textilien druckt weiß, es sind keine zwei Tage gleich. Vieles muss berücksichtigt werden, weil es sich um ein lebendiges Material handelt. „Es passiert immer viel. Papier, Polyester oder synthetisches Material sind glatte und saubere Materialien. Leinen ist da ganz anders, es ragen viele Fasern heraus, was Flusen und Schmutz anzieht.“
„Ein Drucker, der nur auf Papier produziert, denkt oft in Quadraten. Aber zum Beispiel auf einer Tapete oder einem Vorhang müssen wir für einen fortlaufenden Rapport sorgen. Es gibt viele Kunden, die damit nicht umgehen können, daher müssen wir ihnen helfen, damit das Muster korrekt ist und die Rapportlängen korrekt erstellt werden“, so Johansson.
Tobex druckt normalerweise zwischen 10 und 50 m/h auf seinen Maschinen. Die meisten Druckmaschinen in der Produktion stammen von Mimaki und sind umgebaut. „Wir arbeiten mit einem Unternehmen in Italien zusammen, das uns dabei hilft. Wir machen viel manuell. Wir entfernen alle Sensoren, die sich entfernen lassen. Das führt sonst nur zu Problemen. Aber so ist es heute: Wegen eines unbedeutenden Sensors können Sie plötzlich mit Ihrem Auto stehen bleiben, und Sie wissen nicht, warum.“
Know-how schlägt Automatismus
Während andere Druckereien oft mit gängigen Farbprofilen arbeiten, setzt Tobex ein spezielles RIP-Programm von Hightex ein, einem Hersteller, der auf Stoffe und Textilien spezialisiert ist. „Die meisten anderen behandeln die Dateien als Vierfarbendruck. Aber wir können in die Datei hineingehen und die Farben voneinander trennen. Wir haben ein spezielles Programm, das zum Beispiel acht separate Dateien mit acht Farben in einem Muster erstellen kann. Dann drucken wir jede Datei einzeln. Das ist in etwa so, wie mit Siebdrucksieben zu arbeiten“, erklärt der Experte.
Das Unternehmen arbeitet natürlich auch mit Farbprofilen, aber es ist kommt nicht selten vor, dass die Mitarbeiter auf die beschriebene Art und Weise in die Datei eingreifen. „Es gibt viele Farbtöne, die ich so viel besser hinbekomme als mit einem Farbprofil. Gleichzeitig gibt es aber auch Dinge, für die ein Farbprofil großartig ist. Wir drucken beispielsweise Graustufendateien niemals nur mit Schwarz. Wenn Sie sich unsere Farben ansehen, ist das Schwarz auf der Pigmentseite braun, auf der reaktiven Seite blau und auf der Dispersionsseite grün. Das bedeutet, dass es nicht möglich ist, eine neutrale Graustufe nur mit Schwarz zu erzielen.“
Gewinner der diesjährigen Fespa Awards
Schon seit 2007 nimmt Tobex an den Fespa Awards im Bereich digitaler Textildruck teil. Das Unternehmen hat schon viele Auszeichnungen erhalten und auch in diesem Jahr Gold bei den Fespa Awards erzielt, in der Kategorie „Roll-to-Roll printed Textiles“. Für das Gewinnerprojekt wurde ein und dasselbe Muster gedruckt, jedoch in verschiedenen Größen und auf verschiedenen Materialien, um Fußböden, Wände, Decken, Möbel und sogar Kleidung entsprechend zu gestalten. Auftraggeber war das Volkstheater in Göteborg mit ihrer Aufführung von „Jane Eyre“.
„Wir sind unglaublich stolz darauf, auch in diesem Jahr wieder Gold bei den Fespa Awards gewonnen zu haben. Es ist eine Anerkennung dafür, dass wir gute Arbeit leisten, die nicht nur von unseren Kunden, sondern auch von Branchenexperten geschätzt wird“, sagt Torbjörn Johansson mit einem breiten Lächeln.
Text: Claes Nordström / Übersetzung: Judith Grajewski
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