Wie die „jungen Wilden“ frischen Wind in die Werbetechnik bringen
Es gibt rote Kartoffeln, gelbe Zucchini und grüne Tomaten – aber blaue Erdbeeren?! Ja, die gibt es, nämlich in Krefeld. Die BlaueErdbeere Werbetechnik GmbH ist zwar gerade mal fünf Jahre alt, bietet aber ein Portfolio in Eigenproduktion an, wie es selbst die „großen“ unter den Werbetechnikern oft nicht können. Welche Rolle dabei die Mitarbeiter und das Guerilla-Marketing spielen – und was das alles mit Kühlschränken zu tun hat, hat Geschäftsführer Julien Lorch im Gespräch mit Sign&Print verraten.
Bei dem Krefelder Unternehmen ist nicht nur der Name ungewöhnlich – schließlich hat „BlaueErdbeere“ so gar nichts mit Werbetechnik zu tun. Die Dinge ein bisschen anders, nämlich unkonventioneller, anzugehen, gehört hier quasi zur Firmenphilosophie. Damit ist freilich nicht die Produktion an sich gemeint, denn die erfolgt auch bei BlaueErdbeere auf den einschlägigen Maschinen.
Selbst der Start des Unternehmens im Februar 2015 gestaltete sich noch unspektakulär: Als kleiner Zwei-, später Fünf-Mann-Betrieb in Tönisvorst, auf einer überschaubaren Fläche und mit Produkten, die sich vor allem auf den Druck- und Plotter-Bereich der Werbetechnik konzentrierten. Ungewöhnlicher ist da schon die Entwicklung, die das Team um Geschäftsführer Julien Lorch seitdem hingelegt hat.
Denn heute produziert die BlaueErdbeere mit 40 Mitarbeitern und auf insgesamt 3500 m2 am neuen Standort in Krefeld alles, was die Kunden für eine perfekte Innen- und Außendarstellung benötigen – von klassischen Plakaten, Bannern und Schildern über Textilspannrahmen, Fahrzeug- und Schaufensterbeschriftungen bis hin zu Leuchtreklame und Buchstaben aller Art und Größe, egal ob aus Metall, Acryl oder anderen Materialien.
Und das Besondere dabei: Mit knapp 95 Prozent entstehen fast alle Produkte in Eigenfertigung. Selbst vollumfängliche Branding-Konzepte werden in Zusammenarbeit mit den kreativen Köpfen der unternehmenseigenen Werbeagentur entwickelt und umgesetzt. Und seit August gibt es mit der BlaueErdbeere Aachen GmbH zudem ganz offiziell einen zweiten Standort.
Guerilla-Marketing für mehr Aufmerksamkeit
Zugegeben, für ein – um im Bild zu bleiben – so kleines Früchtchen wie eine Erdbeere ist das ein ziemlich großes Wachstum. Darum ist die Frage, was das Unternehmen anders macht, umso spannender. „Wir wollten vor allem lokal arbeiten, uns in der Region verwurzeln und als feste Institution aufstellen“, erinnert sich Geschäftsführer Julien Lorch an die Anfänge. „Und wie macht man das am besten? Indem man viel mit der Stadt zusammengearbeitet. Wir sind rausgegangen, haben Flyer verteilt, unsere Firmenwagen, auf denen eine große blaue Erdbeere montiert ist, für Guerilla-Aktionen genutzt oder haben an unterschiedlichen Stellen in Krefeld geparkt. Wir waren sozusagen der ‚Underdog‘, der durch diese verrückten, oder zumindest ungewöhnlichen Ideen Aufmerksamkeit erweckt hat.“
Mit gut 40 Mitarbeitern – darunter elf Azubis –, und einem Kundenstamm, der von Handwerkern und kleineren Ladenbesitzern, bis hin zu mittelständischen Unternehmen, Filialisten, Behörden und Immobilien-Konzernen reicht, kann man die BlaueErdbeere zwar längst nicht mehr als ‚Underdog‘ bezeichnen. Doch seine „Hands-on-Mentalität“ und das andere Auftreten hat sich das Unternehmen bewahrt – und das ist nicht zuletzt der Mannschaft zu verdanken.
Die „jungen Wilden“
Das Team des Krefelder Unternehmens ist verhältnismäßig jung. „Unser Altersdurchschnitt liegt geschätzt bei 32. Wir haben aber auch Mitarbeiter, die Mitte 50 sind und viel Erfahrung mitbringen. Das ist ein schönes Zusammenspiel zwischen den ‚jungen Wilden‘, die vor keiner Herausforderung Angst haben und immer alles und sofort wollen – und den älteren, die sie auch mal wieder ‚einfangen‘ und erstmal das große Ganze im Blick haben. So können beide voneinander lernen, das ist eine super Mischung“, ist sich Julien Lorch sicher. Das junge Team kommt außerdem, erklärt der Geschäftsführer, auch bei den Kunden gut an, die gerne Neues ausprobieren und in Zeiten von „support your local“ die jungen Leute vor Ort lieber unterstützen als eine unbekannte Firma in Polen.
Großer Vertrieb
Und auch in Sachen Vertrieb geht die BlaueErdbeere einen etwas anderen Weg als die meisten Werbetechnik-Betriebe: „Wir haben einen recht großen kaufmännischen Apparat und beschäftigen allein vier Vertriebler und eine kleine Marketingabteilung“, erklärt der Geschäftsführer. Und das zahle sich in Sachen Kundengewinnung auch aus. „Dadurch haben wir immer einen guten Vorlauf an Aufträgen, die in der Produktion dann sukzessive abgearbeitet werden. Das hat uns auch in den vergangenen Monaten geholfen, halbwegs unbeschadet durch die Corona-Zeit zu kommen“, so Julien Lorch.
In Szene gesetzt
Apropos Vertrieb: Ein wichtiger „Mitarbeiter“ in der Kundengewinnung, wenn auch kein menschlicher, ist in diesem Zusammenhang auch der Showroom. „Viele Werbetechniker sind in erster Linie Handwerker und legen kaum Wert auf einen Besprechungsraum oder einen schönen Eingangsbereich. Das machen wir anders. Wir haben einen 400 m2 großen Show-room, wo man dem Kunden auch mal was zeigen kann. Schließlich geht es darum, ihn mitzunehmen und zu begeistern“, erklärt Lorch. In dem Showroom ist das gesamte Leistungsspektrum des Unternehmens abgebildet.
Flexibilität in der Produktion
„Oft meint der Kunde zu wissen, was er braucht, wenn er zu uns kommt. Wenn man sich aber genauer mit ihm beschäftigt und ihm zeigt, was es alles gibt, wird ihm plötzlich klar, dass er eigentlich etwas ganz anderes gesucht hat.“ Ein weiterer Pluspunkt: Wer erstmal im Show-room ist, dem kann man auch gleich die Produktion zeigen. Und auch die ist inzwischen derart groß, dass das Team von BlaueErdbeere sehr flexibel auf kurzfristige Anfragen reagieren kann. „Wir sind nicht auf die Lieferfristen anderer Subunternehmer angewiesen und können problemlos auch mal eine Nachtschicht einlegen, um just-in-time zu liefern“, erklärt Julien Lorch.
Was sucht der Kühlschrank in der Werbetechnik?
Dass das Portfolio inzwischen so groß ist, hat die BlaueErdbeere nicht zuletzt ihrer „Hands-on-Mentalität“ zu verdanken. „Geht nicht gibt es bei uns eigentlich nicht. So hat uns ein Kunde, der seine Messeausstattung bei uns bestellt hat, gefragt, ob wir auch Kühlschränke vermieten“, erinnert sich Julien Lorch. „Natürlich musste es aber etwas cooles sein“, lacht er, und ergänzt „und wir haben tatsächlich einen LED-Kühlschrank mit integriertem Monitor gefunden“. Auch Küchen hat das Unternehmen schon aufgebaut, wobei das tatsächlich eher zur Ausnahme als zur Regel gehört.
„Man darf sich nie ausruhen, muss sich immer bewegen und dem Kunden zeigen, was möglich ist. Bei uns gibt es kein ‚nein‘. Bei uns gibt es immer ein ‚ja‘ und dann ist es an uns, in kürzester Zeit eine bezahlbare Lösung zu finden“, fasst der Geschäftsführer zusammen, egal, wie verrückt die Anfrage auch klingen mag.
Große Pläne für 2021
Langweilig wird es dem Geschäftsführer und seinem Team jedenfalls nicht so schnell. Denn, wenn es nicht gerade ein ungewöhnliches Kundenprojekt gibt, arbeitet das Unternehmen an der Verbesserung seiner eigenen Prozesse. So wurde in diesem Jahr beispielsweise ein Produktionsleiter eingestellt, um die Geschäftsführung diesbezüglich zu entlasten. Außerdem sorgt seit kurzem ein Vakuum-Hebelift an der CNC-Fräse für körperliche Entlastung der Mitarbeiter. Darüber hinaus prüft Julien Lorch gerade verschiedene Angebote für ERP-Systeme.
Doch auch für das nächste Jahr ist jede Menge geplant: So soll im Frühjahr der alte Flachbettdrucker gegen eine Nyala 3S von SwissQprint ersetzt werden – „was unsere Kapazitäten mit einem Schlag verfünffacht“, so der Geschäftsführer. „Und auch eine neue, mehr automatisierte Kantbank soll her“. Das größte Projekt wird aber voraussichtlich der Kubus sein, der über den kleinen Innenhof des Gebäudes gesetzt werden soll, um mehr Bürofläche zu schaffen. Der Umbau des Showrooms erscheint da fast schon wie ein Kinderspiel dagegen. Aber das Team von BlaueErdbeere liebt ja Herausforderungen.
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